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Juso-Geschichte

Die Anfangsjahre
Die Jusos können auf eine lange Geschichte zurückblicken, die in der Tradition der Arbeiterbewegung steht. Die Anfänge gehen bis in das 19. Jahrhundert zurück, als die Organisation der Arbeiterschaft begann und die SPD gegründet wurde. Bereits in den Anfangsjahren der Partei kämpften auch junge Menschen für die Werte der deutschen Sozialdemokratie: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität. Das Sozialistengesetz und andere gesetzliche Bestimmungen verhinderten die Gründung einer sozialdemokratischen Jugendorganisation. Erst 1904 gründeten sich erste Arbeiterjugend- und Lehrlingsvereine in Deutschland. Als Gründungsdatum gilt der 10. Oktober 1904. An diesem Datum schlossen sich 24 junge Arbeiter und Lehrlinge im Klubhaus Pachura, das sich in der ehemaligen Landsberger Straße in Berlin befand, zur ersten deutschen Arbeiterjugendorganisation, dem "Verein der Lehrlinge und jugendlichen Arbeiter Berlins", zusammen. Wortführer waren Max Peters und Helmut Lehmann, der zum Vorsitzenden gewählt wurde. Anlass war der Selbstmord des Schlosserlehrlings Paul Nehring (auch: Nähring) in Berlin. Dieser setzte seinem Leben im Juni 1904 ein Ende, nachdem er die körperlichen Misshandlungen seines Lehrmeisters nicht mehr ertragen konnte. Im selben Jahr beschäftigte sich auch die SPD auf ihrem Parteitag in Mannheim mit der Frage der Arbeiterjugendbewegung. Lied der Bewegung war das 1907 von Heinrich Arnulf Eildermann getextete Lied „Dem Morgenrot entgegen". Bereits in den Anfangsjahren war die Arbeit nicht auf Deutschland beschränkt. So gründete sich 1907 in Stuttgart die „Sozialistische Jugendinternationale“, ein internationaler Zusammenschluss junger Sozialdemokraten. Der 1. Weltkrieg erschwerte die politische Arbeit. Viele junge Menschen waren euphorisch in den Krieg gezogen.

Weimarer Republik und NS-Zeit
In den Anfangsjahren der „Weimarer Republik“ erlebte die Jugendbewegung einen Höhepunkt. Im Jahr 1923 gründeten die sozialistischen Jugend und die Gewerkschaftsjugend die „Kinderfreunde“, eine sozialistische Kinderorganisation, die nach dem Krieg als „Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken" wieder gegründet wurde. Ende des 19. Jahrhundert hatte sich der sozialistisch motivierte „Tourismusverein Naturfreunde" gegründet, der die Ziele der Arbeiterbewegung mit der Naturerfahrung koppelte. Anfang der 20er Jahre bildeten sich zahlreiche Jugendgruppen der Naturfreunde. Die Naturfreundejugend setzte sich erzieherisch mit Fragen der Umwelt und der Natur auseinander. Die Weltwirtschaftskrise und die Inflation stärkten die Ansicht vieler junger Parteimitglieder, dass nur eine starke Arbeiterbewegung die soziale Situation verbessern könne. Wortführer der Bewegung waren der spätere Parteivorsitzende Erich Ollenhauer und Max Westphal. Der Sozialismus bildete das theoretische Weltbild der Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ). Fast alle Mitglieder kamen aus dem Arbeitermilieu. Die Arbeit war stark durch Zeltlager und Gemeinschaftserlebnisse geprägt. Aber auch die Bildungsarbeit war charakteristisch für die SAJ. Zur Politik der SPD äußerte sich der Verband nicht eigenständig. Was die SAJ vor allem für die Lehrlinge zuständig, sollten Arbeiterjugendlichen nach ihrer Lehre den Weg zu den Jungsozialisten finden.
Zum Ende der Weimarer Republik forderten mehr und mehr Jusos ein Ende der Bevormundung durch die SPD. Die Zustimmung der SPD zum Bau von Panzerkreuzern 1928 führte dazu, dass sich eine Gruppe junger Mitglieder von der SPD abspalteten und die „Sozialistische Arbeiterpartei" (SAP) gründeten, deren Mitglied auch der spätere Bundeskanzler Willy Brandt wurde. Auch innerhalb der SAJ und den parallel bestehenden Jusos gab es Auseinandersetzungen, die zu einem Linksruck der Bewegung führten. Die Kritik an der SPD wurde immer vehementer. Dies führte dazu, dass die Jusos 1931 von der SPD aufgelöst wurden. Der aufkeimende Nationalsozialismus hinterließ ebenfalls seine Spuren.
Schon früh warnten die Jusos und die SAJ vor der drohenden Gefahr durch die Nazis. In den Endjahren der Weimarer Republik schloss sich die SAJ Schutzbündnissen wie dem „Reichsbanner" und der „Eiserne Front" an, um die junge Demokratie zu verteidigen. 1933 kam es zu einer Gleichschaltung durch die Nazis. Alle sozialistischen, gewerkschaftlichen und kommunistischen Jugendverbände wurden verboten. Viele Jusos gingen ins Exil so auch Willy Brandt, andere leisteten aktiven Widerstand in Deutschland. Viele Jusos wurden verhaftet und in Konzentrationslagern ermordet.

Neubeginn und Linkswende
Direkt nach dem 2. Weltkrieg gründete sich die SPD wieder. Gleichzeitig richte die SPD die „Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten in der SPD“ ein. Dadurch sollten die Jusos eng an die SPD gebunden sein um so einen möglichen Linksruck zu verhindern. Aufgabe der Jusos war es die Vorgaben der SPD auszuführen und junge Menschen für die SPD zu werben. Eine eigene, inhaltliche Arbeit fand dabei selten statt. Mitte der 60er Jahre änderte sich dies. Die Große Koalition, der Vietnamkrieg und die Notstandsgesetze führten unter der jungen Generation zu einem gesellschaftlichen Wandel. Die Außerparlamentarische Opposition (APO) formierte sich und es kam zu Studentenprotesten. Viele dieser 68er fanden ihren Weg in die SPD. Gerade die Politik von Willy Brandt sprach viele junge Menschen an. Auf dem Juso-Bundeskongress in München kam es zur „Linkswende“. Die Mehrheit der Delegierten sprach sich gegen die uneingeschränkte Loyalität gegenüber der SPD aus und forderte, mit eigenen Positionen
ein kritisches Korrektiv gegenüber der Mutterpartei zu sein. Der amtierende Bundesvorsitzende Corterier wird abgewählt und mit Karsten D. Voigt kommt ein Anhänger des linke Flügels an die Spitze des Verbandes.

Regierungsjugend, Oppositionsjugend und Regierungsjugend
In den 70er kommt es zu starken Strömungskämpfen innerhalb der Jusos. Einzig die „Doppelstrategie“ wird von allen Lagern unterstützt. So sollten sich Jusos nicht nur innerhalb der Partei und den Jusos engagieren, sondern auch aktiv in anderen Gruppen und Verbänden mitwirken um so besser in der Gesellschaft wirken zu können. Die Jusos der 70er Jahre lassen sich in drei Gruppen untergliedern: Die Reformsozialisten, der Hannoveraner Kreis (Stamokap) und die Antirevisionisten. Die Reformsozialisten, auch
„undogmatische“ Jusos genannt, setzten auf eine Politik der sogenannten systemüberwindenden Reformen. Das heißt, soziale Missstände in der Gesellschaft,
wie der Kapitalismus, sollten schrittweise durch Reformen Reformen beseitigt werden. Die Stamokap-Fraktion (Staatsmonopolistischer Kapitalismus) war stark marxistisch geprägt. Sie lehnten den reformistischen Ansatz fundamental ab und forderten eine Verstaatlichung der Schlüsselindustrien und eine Überführung der Produktionsmittel in gesellschaftliches Eigentum. Im Staat sahen sie vor allem ein Werkzeug des Kapitalismus. Die Antirevisionisten standen in Opposition zu den beiden anderen Flügeln. Sie setzten
auf Basisbewegungen, die zu einer gesellschaftliche Gegenmacht werden sollten. Die Jusos wurden zum Thema in den Medien. 1977 wurde der gewählte Juso-Bundesvorsitzende Klaus-Uwe Benneter aus der Partei ausgeschlossen, da er öffentlich eine Zusammenarbeit mit den Kommunisten nicht ausschloss. Ende der 70er Jahre lehnten immer mehr junge Menschen die Politik der SPD ab. Friedens- und Umweltgruppen hatten großen Zulauf. Es kam zur Gründung der Grünen. 1982 wurde Helmut Schmidt gestürzt. Die SPD musste sechzehn Jahre in die Opposition. Innerhalb der Jusos setzten sich die Flügelkämpfe, nun zwischen Reformsozialisten und Juso-Linke fort. In der Öffentlichkeit wurden die Jusos kaum noch wahrgenommen. Nach dem
Fall der Mauer 1989, kam es 1991 in Potsdam zum Zusammenschluss der Jusos- West und der Jusos-Ost. Erst 1995 mit der Wahl von Andrea Nahles zur Bundesvorsitzenden wurden die Jusos wieder in den Medien wahrgenommen. Forderungen wie die Ausbildungsplatzabgabe fanden auch Einzug in die Diskussion der SPD.

 

Weitere Infos:

Argumente 03/04 100 Jahre Arbeiterjugendbewegung [780 KB]

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Vorstand Verbandsaufbau Juso-Geschichte

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