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Zeitzeugengespräche

Seit einigen Jahren ist der Juso-Kreisverband bemüht, Gespräche mit interessanten Zeitzeugen zu veranstalten.
Ein Teil der Gespräche fand im Landkreis Birkenfeld statt. Zu vielne Gesprächen sind wir aber auch in die Heimatstadt unserer Gesprächspartner gefahren.

Hier ein Überblick:

2006

Karl Haehser
Haehser berichtete den interessierten Jusos über seinen eigenen politischen Werdegang vom Parteisekretär zum Staatssekretär im Finanzressort. 1974 wurde Haehser als Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen in die von Bundeskanzler Willy Brandt und dann ab Mai 1974 von Helmut Schmidt geführte Bundesregierung berufen. Nach der Wahl von Helmut Kohl zum Bundeskanzler schied Haehser aus dem Amt. War es für Haehser zu Beginn seiner politischen Arbeit fast unmöglich, im „tiefschwarzen“ Trier eine Lokalität für Veranstaltungen zu mieten, sieht der Politiker es als persönlichen Erfolg an, dass die SPD in Trier mittlerweile bei zahlreichen Wahlen, bessere Ergebnisse als die CDU erhielt. Haehser berichtete auch über seine Kontakte und Erlebnisse mit Kurt Schumacher, Helmut Schmidt, Wilhelm Dröscher und Conrad Ahlers.

2005

Egon Bahr
02.09.2005 in Berlin
Der rüstige 83-jährige Bahr gilt als der engste Weggefährte Willy Brandts. Mit seiner bekannten Rede vom "Wandel durch Annäherung" leitete Bahr die Ostpolitik Willy Brandts ein. 1966–1969 Arbeit im Auswärtigen Amt. 1969–1972 Staatssekretär im Bundeskanzleramt. 1970/1971 Bahr ist der Architekt der neuen Ostpolitik. Er bereitet zahlreiche Verträge mit der UdSSR und der DDR vor. 1972–1990 Mitglied des Deutschen Bundestages. 1972–1974 Bundesbevollmächtigter für Berlin und Bundesminister für besondere Aufgaben. Bahr ist zuständig für die Ost- und Deutschlandpolitik. 1974–1976 Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. 1976–1981 Bundesgeschäftsführer der SPD. 1984–1994 Direktor des Instituts für Friedensforschung an der Universität Hamburg.
Karl Richter
03.09.2005 in Berlin
Richter, 1904 geboren, trat 1920 der SPD bei. Im Gespräch berichtete Richter über seine politische Arbeit bei Arbeiterjugend, SPD und Gewerkschaft. Nur wenige Tage später, am 20. September verstarb Richter, 101-jährig in Berlin.

2004

Willi Birkelbach
30.10.2004 in Frankfurt
Willi Birkelbach, sozialdemokratisches Urgestein, hatte die Jusos zu einem Gedankenaustausch in sein Privathaus nach Frankfurt eingeladen. Birkelbach, der in der Nazi-Zeit im aktiven Widerstand tätig war und dafür schließlich zu Zwangsdienst im Strafbataillon 999 verurteilt wurde, half nach 1945 mit am Aufbau der Partei. Er ist einer der letzten noch lebenden Politiker, die Mitglied des 1. Bundestag waren, einem Gremium, dem er bis 1964 angehörte. Birkelbach ist aber auch einer der letzten noch lebenden Europäer der ersten Stunde. So gehörte er 1950 der ersten deutschen Delegation für den Europarat an. Seine vielfältigen Sprachkenntnisse, seine Sachkenntnisse und seine aktive Arbeit im Widerstand, machten ihn schnell europaweit zum gerngesehenen Gesprächspartner. Birkelbach gehörte der gemeinsamen Versammlung der Montan-Union an, war von 1950 bis 1958 Mitglied im Europarat und von 1952-1964 Mitglied im Europäischen Parlament. 1958 wählte ihn die sozialistische Fraktion im Europaparlament zu ihrem Fraktionssprecher. Birkelbach war damit einer der ersten Deutschen nach dem Krieg, die eine hohe politische Funktion auf europäischer Ebene inne hatte. 1962 erarbeitete er den sogenannten „Birkelbach-Report“. Dieser sah vor, dass nur Länder, die sich ausdrücklich zu Demokratie und Menschenrechten bekennen, auch Mitglied der Europäischen Gemeinschaft werden konnten. Dieser Report wurde auf Bestandteil der Helsinki-Schlussakte von 1975 und führte zum „Helsinki-Effekt“. Länder wie Griechenland, Portugal und Spanien waren nun gezwungen, die Politik in ihren Ländern zu demokratisieren, wollten sie zukünftig noch Mitglied im Staatenbund sein. Der Politiker war auch Vorsitzender des mächtigen SPD Bezirk Hessen-Süd, Mitglied im Bundesvorstand der Partei und schließlich Chef der hessischen Staatskanzlei unter Zinn. In den siebziger Jahren wurde er Hessischer Datenschutzbeauftragter und damit der erste Datenschutzbeauftragte weltweit.
Martin Bormann jr.
13.05.2004 in Idar-Oberstein
Ein Leben im Schatten berühmter Eltern zu führen erweist sich für „viele“ Kinder als Problem. Ein Leben gegen den Schatten eines Vaters Martin Bormann, des Stellvertreter Adolf Hitlers, zu leben ist dagegen eine Titanenarbeit. Martin Bormann wurde 1930 als ältestes von zehn Kindern geboren, seine Taufpaten waren Adolf Hitler und Ilse Hess. Als Kind lebte er mit seiner Familie in der Umgebung des „Führers“ auf dem Obersalzberg. Auf der „Reichsschule der NSDAP“ in Feldafing am Starnberger See erhielt er eine nationalsozialistische, antikirchliche Erziehung, die ihn den Tod Hitlers und das Kriegsende 1945 als „das Ende“ erleben ließ. In den Wirren des Zusammenbruchs verlor er die Verbindung zu seiner Familie und strandete unter falschem Namen bei einer Bergbauernfamilie im Salzburger Land. Die Erfahrung der praktizierten christlichen Nächstenliebe dieser „einfachen“ Menschen führte ihn nach und nach zum katholischen Glauben – ein Weg, der mit dem Eintritt in die Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Missionare und dem Theologiestudium ein vorläufiges Ende fand. Bei seiner Arbeit in der Kongo-Mission geriet er zeitweise als Geisel in die Hände der Simba-Rebellen. Zurück in Deutschland, ließ er sich 1971 nach einem schweren Autounfall durch päpstlichen Dispens von den Ordensgelübden entbinden und arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Religionslehrer. Seit 1987 ist er Mitglied der Gruppe „Täterkinder – Opferkinder“ von Prof. Dan Bar-On (Ben-Gurion-Universität).
Hans-Jochen Vogel
17.04.2004 in München
Hans-Jochen Vogel, Jahrgang 1926 war von 1960-1972 Oberbürgermeister von München. In seine Amtszeit fallen auch die Olympischen Spiele. Von 1972-74 war Vogel Bundesbauminister und unter Helmut Schmidt bis 1981 Bundesjustizminister. 1981 wird er Regierender Bürgermeister von Berlin. Nach dem Sturz Schmidts wird Vogel Spitzenkandidat der SPD bei der Bundestagswahl 1983. Von 1983 bis 1991 leitete er die Geschicke der SPD-Bundestagsfraktion. 1987 wird er Nachfolger von Willy Brandt als Parteivorsitzender. Den Parteivorsitz hat er bis 1991 inne. 1993 wurde er Gründungsvorsitzender der überparteilichen Initiative "Gegen Vergessen - Für Demokratie".

2003

Horst Ehmke
29.05.2003 in Bonn
Der 1927 in Danzig geborene Ehmke studierte nach seiner Kriegsgefangenschaft Jura, Geschichte und Politik in Göttingen und an der amerikanischen Universität Princeton. Gerade 33-jährig, habilitierte er sich und übernahm 1963 den Lehrstuhl für Öffentliches Recht in Freiburg, wo er drei Jahre später auch Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät wurde. Berühmtheit erlangte Ehmke in der Spiegel-Affäre als Prozessvertreter des Magazins und des späteren Pressesprecher von Willy Brandt, Conrad Ahlers, der in den 70er Jahren auch Bundestagsabgeordneter des Wahlkreis Birkenfeld war. 1967 wechselte er in die Politik als Staatssekretär im Bundesjustizministerium bei Gustav Heinemann (SPD). Knapp zwei Jahre später stieg er zum Justizminister auf. Nach dem sozialliberalen Machtwechsel holte ihn Brandt als Leiter des Bundeskanzleramtes mit Ministerrang in die neue Machtzentrale. Nach der Wahl 1972 musste er sein Amt räumen und das Ministerium für Forschung, Technologie, Post- und Fernmeldewesen übernehmen. Als Brandt infolge der Guillaume-Spionage-Affäre zurücktrat und Helmut Schmidt Kanzler wurde, legte Ehmke sein Ministeramt nieder und konzentrierte sich auf die Parlamentsarbeit als außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion. 1994 schied er nach 25-jährigen Bundestagszugehörigkeit aus dem Parlament aus. Nun verarbeitet Ehmke sein politisches Wissen in seinem dritten Beruf: Als Autor von Politkrimis. Bereits drei Kriminalromane hat Ehmke zwischenzeitlich veröffentlicht.
Martin Schmitz
12.04.2003 in Idar-Oberstein
Während sich für die Familie Schmitz in der Heimatstadt Traben-Trabach kaum Antisemitismus feststellen ließ, sammelte Martin Schmitz bereits in der Schulzeit erste negative Eindrücke der Nazis. Ein Lehrer in Uniform schikanierte ihn systematisch. Die „Arisierung“ der Nazis zwang die angesehene Familie ihr Geschäft zu schließen und nach Köln zu ziehen, wo Schmitz gemeinsam mit seinem Vater bald zwangsweise im Gleisbau arbeitete. Dass ihm die dabei erlernten Fähigkeiten wenig später wahrscheinlich das Leben rettete, konnte Schmitz zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht ahnen. 1941 wird die Familie nach Auschwitz deportiert. Direkt bei der Ankunft wird Martin Schmitz von seinen Eltern getrennt. Er sollte nie wieder etwas von seinen Eltern hören. Im Konzentrationslager muss er bei Bauarbeiten für Nebenlager arbeiten und kann dabei auf seine in Köln erlernten Fähigkeiten zurückgreifen. Anfang 1945 führt ihn ein Todesmarsch nach Bergen-Belsen. Bei der Befreiung durch englische Truppen wiegt er nur noch 25 Kilo und sein Gesundheitszustand ist äußerst kritisch. In einem Speziallazarett kann er sich langsam erholen. Schmitz zieht es wieder an die Mosel. Eine Auswanderung kam für den Heimatverbundenen nicht in Frage. Nach dem Krieg arbeitet Schmitz bis zu seiner Pensionierung bei der Kreisverwaltung in Bernkastel-Kues.

2002

25. Todestag Wilhelm Dröscher
Weggefährten erinnern sich
17.11.2002 in Birkenfeld
Am Vorabend des 25. Todestages erinnerten sie an Wilhelm Dröscher. Dröscher, vielen Bürgerinnen und Bürger immer noch als „Lem“ oder „der gute Mensch von Kirn“ in Erinnerung, starb 1977 überraschend während des SPD-Bundesparteitag in Hamburg. Viele Jahre hatte er das politische Geschehen im Naheland entscheidend mitgeprägt. Erstmals bundespolitische Beachtung fand er 1957, als es ihm trotz absoluter Mehrheit der CDU im Bund gelang, den Wahlkreis für die SPD zu gewinnen. Als Oppositionsführer im Mainzer Landtag, zweimaliger Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen und schließlich Bundesschatzmeister der Bundes-SPD, machte er die Naheregion bundesweit bekannt. Als besondere Gäste konnte der Vorsitzende Holger Noß ehemalige Mitarbeiter, Weggefährten und Familienmitglieder begrüßen. So kamen an diesem neben Peter-Wilhelm Dröscher, heute selbst Abgeordneter in Mainz, der ehemalige Landrat und Staatssekretär Dr. Ernst Theilen, sowie der ehemalige Landtagsabgeordnete und SPD-Kreisvorsitzende Jürgen Henze auch Rudolf Scharping.
Hans-Jürgen Wischnewski
19.10.2002 in Köln
Wischnewski, der vielen nur als "Ben Wisch" bekannt ist, gehört wohl zu den profiliertesten und weltweit bekanntesten Politikern der Bundesrepublik. Der 1922 in Ostpreußen geborene Politiker bekleidete im Laufe seines Lebens nahezu alle Ämter, die seine Partei zu vergeben hat. Er war Bundesvorsitzender der Jusos, Geschäftsführer, Schatzmeister und stellvertretender Vorsitzender der SPD. Mehr als dreißig Jahren gehörte er dem Deutschen Bundestag an. Während der Großen Koalition leitete er das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit; unter Helmut Schmidt war er zunächst Staatsminister im Auswärtigen Amt, dann Staatsminister beim Bundeskanzler. Landes- und weltweit bekannt wurde Wischnewski aber nicht durch seine Ämter, sondern durch sein Handeln. Als im Herbst 1977, auf dem Höhepunkt des Terrorismus in der Bundesrepublik, die Lufthansamaschine „Landshut mit 91 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern in den Nahen Osten entführt wurde, folgte er den Entführern und erreichte in zähen Verhandlungen mit dem somalischen Präsidenten die Erlaubnis mit einer Spezialeinheit des BGS. Seit der Befreiungsaktion auf dem Flughafen von Mogadischu galt er als „Feuerwehrmann der Nation“ und wurde auch von weit entfernten Ländern um Hilfestellung bei der Lösung schwieriger Probleme gebeten. Wie groß die internationale Reputation von „Ben Wisch“ war, wurde deutlich, als in die nicaraguanische Regierung in den achtziger Jahren bat, in ihrem Namen mit den Führern der Contras zu verhandeln, um den seit Jahren das Land verwüstenden Bürgerkrieg zu beenden.

2001

Annemarie Renger
01.12.2001 in Bonn
Wohl kaum eine Politikerin hat gerade die Geschichte der BRD so hautnah, aus der ersten Reihe miterleben können wie Annemarie Renger. So war sie engste Vertraute des ersten Nachkriegs-Oppositionsführer Kurt Schumacher, war von 1953 bis 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages und wurde schließlich mit ihrer Wahl zur Bundestagspräsidentin 1972 die erste Frau in Deutschland, die ein hohes Staatsamt bekleidete.

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