Vorwort von Gerhard Schröder
Im Jahr 2003 wurde die SPD 140 Jahre alt. Sie ist die älteste deutsche Partei und kann auf ihre Geschichte zu Recht stolz sein. Mit dieser Wegstrecke sind gesellschaftlicher Fortschritt, aber auch die Erinnerung an viele bedeutende Genossinnen und Genossen verbunden. Die deutsche Sozialdemokratie ist eine starke Gemeinschaft, ihre Erfolgsgeschichte gründet sich auf die ehrenamtliche Arbeit vieler Genossinnen und Genossen in den Städten und Gemeinden.Der Kampf um mehr Freiheit und Gerechtigkeit ist seit 1863 der Kern unserer politischen Arbeit. Dafür haben sich Generationen von Sozialdemokraten eingesetzt. Sie haben vieles erreicht, aber auch vieles erlitten. Etliche unserer historischen Vorgänger und Vorbilder - von August Bebel bis Kurt Schumacher - wurden verfolgt. Viele Sozialdemokraten wurden in den Konzentrationslagern gefoltert, nicht wenige wurden umgebracht.Sie alle standen mit ihrem Leben ein für das, was der SPD-Vorsitzende Otto Wels am 23. März 1933 in seiner Rede zur Ablehnung des Hitler`schen Ermächtigungsgesetzes ausrief:
„Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus.“Ein weiteres Mal in ihrer langen Geschichte steht die deutsche Sozialdemokratie heute vor der Aufgabe, ihre Programmatik auf die veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit abzustimmen. Unser Land muss, wenn es nicht den ungezügelten Kräften des Marktes im Zeitalter der Globalisierung überlassen werden soll, modernisiert werden. Dabei werden wir unsere Grundwerte nicht aufgeben, aber über die Instrumente, mit denen sie verwirklicht werden sollen, müssen wir neu nachdenken.Willy Brandt hat es uns aufgegeben: Jede Zeit verlangt ihre eigenen Antworten. Gerade weil unsere Werte und Überzeugungen nicht beliebig sind und wir auf einem festen Fundament stehen, werden wir auch diese Herausforderung gemeinsam bestehen.
Gerhard Schröder