1.4.1. Das Genossen-Du

In der SPD ist es üblich, dass sich alle Parteimitglieder untereinander duzen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um ein einfaches Parteimitglied oder den Bundeskanzler handelt. Es soll dadurch deutlich werden, dass es keine Unterschiede zwischen den Mitgliedern gibt. Eng verbunden mit dem „Duzen“ sind auch die Bezeichnungen „Genossin“ und „Genosse“, die heute allerdings meist nur noch am Beginn von Reden oder als Begrüßungsformel in Briefen zu finden ist. Ersetzt werden die Begriffe „Genossin“ und „Genosse“ auch durch „Freundin“ und „Freund“.
Der Gebrauch des Wortes „Genosse“ bürgerte sich erst relativ spät in der Partei ein. So achteten die Lassalleaner noch strikt auf bürgerliche Formen. Erst in den letzten Jahren des Sozialistengesetzes setzte sich die Bezeichnung „Genosse“ mehr und mehr durch. Bereits auf dem ersten Parteitag nach dem Sozialistengesetz, 1890 in Halle, war die Bezeichnung „Genosse“ üblich. In späteren Jahren wurden Redner bei Parteitagen sogar zur Ordnung gerufen, wenn sie statt „Genosse“ jemanden mit „Herr“ ansprachen. Trotz des rigorosen Gebrauchs der Bezeichnung „Genosse“, wurde auch weiterhin
„gesiezt“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die Parteijugend neben dem Gebrauch des Begriff „Genosse“, auch das „Genossen-Du“ ein, das dann auch innerhalb der SPD immer häufiger genutzt wurde.